Offene Modellbauwerkstätten für junge Geflüchtete
Eine Tankstelle vor Aleppo, ein Schulhaus bei Mogadischu, ein Festungsturm in Damaskus: Menschen, die fliehen mussten, greifen in der Fremde oft nach ihren Smartphones und zeigen Bilder aus der Heimat – aber auch Fotos von der Umgebung, in der sie neuerdings leben. Mit jedem Bild sind bestimmte Erinnerungen, Ängste und Hoffnungen verbunden. Mit dem Bau von Modellhäusern erhalten sie konkrete Gestalt. Erinnerungsorte entstehen, Visionen werden greifbar.
Die S27 hat von September 2016 bis März 2017 in sechs Berliner Bezirken acht stationäre und mobile Modellbauwerkstätten jeweils für die Dauer von drei bis vier Wochen unterhalten. Die Bewohnerinnen und Bewohner nahe gelegener Flüchtlingsunterkünfte sowie Schülerinnen und Schüler einer Willkommensklasse haben dort auf Basis von eigens mitgebrachten Fotografien sowie Bildern aus Internet, Büchern und Zeitschriften ihre ganz persönlichen Erinnerungsorte und Zukunftsentwürfe gebaut. Im Zentrum stand das Modell, kaum höher als ein Stuhl. Häuser aus Pappen, Holz und allerhand Sammelgut sind Zeugen von Biografien, die Brüche und Aufbrüche erlebt haben.
Rund 150 junge Menschen aus Ägypten, Afghanistan, Albanien, Benin, Elfenbeinküste, Eritrea, Guinea-Bissau, Iran, Irak, Kosovo, Libanon, Mali, Marokko, Mauretanien, Niger, Pakistan, Somalia, Syrien, Tschetschenien, Ukraine haben an dem Projekt teilgenommen. Deutsche und geflüchtete Künstlerinnen und Künstler aus dem Umfeld der S27 haben die internationalen Modellbauerinnen und Modellbauer bei ihrer Arbeit unterstützt.
Die Ergebnisse der Modellbauwerkstätten waren vom 12. Mai bis 5. Juni 2017 im Rahmen der Ausstellung »Weltstadt – Erinnerung und Zukunft von Geflüchteten im Modell« zu sehen.