Erinnerung und Zukunft gebaut im Modell

Jeder trägt sie in sich: Orte, mit denen bestimmte Erinnerungen, Ängste und Hoffnungen verbunden sind. Rund 150 Menschen haben ihren ganz persönlichen Erinnerungen und Visionen in unserer Ausstellung eine konkrete Gestalt gegeben, indem sie solche Orte als Modellhäuser nachbauten. Was und wen erwarten wir hinter diesen Hüllen aus Pappe und allerlei Sammelgut? Was passiert, wenn diese ganz unterschiedlichen, erinnerten und erträumten Stile und Häuser aufeinandertreffen? Wie kann aus einem Häusermeer eine WELTSTADT entstehen, in der alle gerne leben?

Die Idee

Menschen, die fliehen mussten, greifen in der Fremde oft nach ihren Smartphones und zeigen Bilder aus der Heimat – aber auch Fotos von Orten, die sie auf der Flucht durchquert haben, oder von der Umgebung, in der sie neuerdings leben: Eine Tankstelle vor Aleppo, ein Schulhaus bei Mogadischu, ein Festungsturm in Damaskus. Die Idee, diesen Orten eine Form zu geben, war der Ausgangspunkt für die Entstehung der WELTSTADT.

Das Projekt

Von September 2016 bis März 2017 unterhielt die S27 in verschiedenen Berliner Bezirken sowie in Gensha­gen (Brandenburg) acht stationäre und mobile Modellbauwerkstätten. Die Bewohner*innen nahe gelegener Flüchtlingsunterkünfte sowie Schüler*innen einer Willkommensklasse haben dort auf Basis von eigens mit­gebrachten Fotografien sowie Bildern aus Internet, Büchern und Zeitschriften ihre ganz persönlichen Erinne­rungsorte und Zukunftsentwürfe gebaut. Vom 12. Mai – 5. Juni 2017 wurde die WELTSTADT erstmals ausgestellt, in der Agora Rollberg in Berlin.

Danach wurde klar: Die WELTSTADT soll auf die Reise gehen, heraus aus dem Herzen Berlins an den Rand der Republik und an den Rand der Stadt. So wanderte das Projekt 2018 nach Görlitz und Spandau und wur­de dort weitergebaut und weitergedacht. Vom 1.-3. Oktober 2018 landete sie dann wieder in Berlins Zentrum, mitten im Treiben des Bürgerfestes zum Tag der Deutschen Einheit. In der bunten Hülle eines Autoscooters war dort ein illustres Häusermeer zu sehen, das die ver­schiedenen Visionen, Brüche und Aufbrüche ihrer Erbauer*innen versammelte – Geflüchtete und Alteingesessene aus Berlin, Görlitz, Spandau. Insgesamt sind rund 150 Modellhäuser entstanden.

Die Ausstellung war nominiert für den Beazley Designs of the Year-Preis 2016 des London Design Museums in der Kategorie Architektur.

Du möchtest mehr über die Menschen hinter den Häusern wissen? Hier kannst du dir Interviews anhören.

 

Künstlerische Leitung: Matze Görig

Fotos: © Aris Kress-Kallidromitis / Jakob Purej / Matze Görig / Patryk Witt | S27

Aktionspartner in Görlitz und Spandau:

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