Rewire. Wir bringen Zäune zum klingen, bauen Brücken mit Beats und verdrahten uns mit Govanhill Baths aus Glasgow.
Govanhill Baths ist ein Nachbarschaftsprojekt mitten in Glasgow, das eigentlich ganz ähnlich tickt wie wir. Auch dort interessieren sie sich für zirkuläres Wirtschaften, organisieren kreative Werkstätten mit ganz unterschiedlichen Menschen und engagieren sich für künstlerisch-aktivistische Flächenexperimente in der Stadt. Spannend!
Dass mit dem Brexit plötzlich alles ganz anders sein soll, verstehen wir einfach nicht. Also trommeln wir uns zusammen und gründen das Ensemble Upvention – aus Altem Neues machen, aber besser. Vielleicht gelingt das ja auch mit Europa. Und wenn nicht gleich flächendeckend, dann zumindest bei uns und den anderen Partnerschaften der neuen Cultural Bridge, zu der wir gehören.
Wir hatten eine Idee: Wir werden ein Orchester. Dabei stehen Fragen im Raum: Was sind Grenzen und woraus bestehen Sie? Materiell, architektonisch, emotional? In experimentelle Werkstätten (lokal verortet in unser beider Institutionen) erzeugen wir digital und analog Frequenzen und Sounds und tauschen uns aus. Unser Motto: Rewire! Wir arbeiten mit Draht, mit Strom, mit Induktion. Aus zum Teil recycelten Magneten und Draht bauen wir in der S27 Tonabnehmer, die wir unseren neuen Freund*innen aus Schottland schicken.
Außerdem erforschen wir unser direktes Umfeld in Berlin-Kreuzberg klanglich und performativ. Wir experimentieren mit robotisierten Schlägeln, steuerbar via MIDI (Musical Instrument Digital Interface – „eine Sprache, die es Computern, Musikinstrumenten und anderer Hardware erlaubt, miteinander kommunizieren“), die der Künstler Manuel Strube ausgehend von unserem Pandharmonium entwickelt hat. Fernmusik wird möglich – es ist möglich, MIDI- Kompositionen zu verschicken und durch die Hämmerchen spielen zu lassen. Wir „spielen“ eine Brücke in der Nähe und installieren uns im Treppenhaus der S27.
Im August 2022 geht es dann mit dem Zug nach Glasgow zum „Govanhill International Carnival“, wo wir mit unserer Installation zu Gast sind. Die Carnival-Besucher*innen erproben aktiv die Installation, komponieren Beats für Mülleimer, Verkehrsschild, Zaun und Tor des „Queen’s Park“. Hunderte Besucher*innen verweilen, beobachten, fragen und spielen unser wunderliches Stadtinstrument. Kurze Zeit später wird unsere Installation Teil des „Deep End“, so heißt die Ausweichspielstätte von „Govanhill Baths“ während das historische Bad-Gebäude renoviert wird. „Save our Pool“ unter diesem Motto hat die Community es vor vielen Jahren besetzt und schließlich gerettet. Wir sind inspiriert, sagen hello, goodbye und bis zum nächsten Mal.
Cultural Bridge ist ein Förderprogramm des Fonds Soziokultur, des Arts Council England, des Arts Council of Northern Ireland, des Arts Council of Wales/Wales Arts International, von Creative Scotland und dem Goethe-Institut London. Wir freuen uns, dabei zu sein.
Fotos & Videos: Luis Krummenacher.
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