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DIE Alternative zur Fashion Week ist unsere kleine Pyjama Party im Görlitzer Park, die Fashion Show von Studio Ƙarfi.

6. September | 15 Uhr | Gangway CoLab, Görlitzer Str. 1-3 (im Görlitzer Park)

Studio Ƙarfi wagt sich schon das ganze Jahr an die Nähmaschine. En passant werfen wir einen kritischen Blick auf die großen Themen globalisierter Bekleidungsindustrie. Einen kleinen Reisebericht findet ihr unten.

Fotos: Marc Waldow (bis auf die letzten beiden: Luis Krummenacher)

Nähen als Handwerk haben wir an ganz besonderen Stoffen gelernt. Viele in unserer Gruppe stammen aus afrikanischen Ländern. Regelmäßig treffen an dortigen Heimathäfen große Frachtladungen an Alttextilien aus Europa ein. Aus dem Benin und aus Kenia holten wir Textilmüllballen zurück, um aus den reimportierten Klamotten eigene und eigenwillige textile Statement zu entwickeln.

Für unsere Pyjama Collection haben wir uns jedoch für bunt gemusterte Waxstoffe, sogenannte “afrikanische Stoffe”, entschieden. Jede und jeder kennt sie – oder doch nicht so ganz? 

Mit jedem neuen Zuschnitt deckten wir verborgenes Wissen zu diesen Musterstoffen auf, koloniale Kontinuitäten verketten sich dabei mit einer alptraumhaften Bekleidungsindustrie, die mittlerweile den ganzen Globus umgarnt. An Schlaf war erstmal nicht mehr zu denken.

Ein Blick nach Ghana eröffnet allerdings auch eine andere Leseweise von Waxstoffen, denn durchaus haben afrikanische Produzent*innen mit speziellen Aufträgen für Sujets und Musterung bei europäischen Stoffproduzenten ihren politischen Freiheitskampf in die Stoffe eingeschrieben.

Unser Team aus dem Studio Karfi stellt die streitbaren Pyjamas mit den Wax-Prints bei einem Catwalk durch den Görlitzer Park im Zeitfenster der Berliner Fashionweek einer breiten Öffentlichkeit vor. Im zentral gelegenen Kreuzberger Park, der wegen des offensichtlichen Drogenhandels durch die Presse ging, versuchen zahlreiche Geflüchtete, auch aus afrikanischen Ländern, unter schlimmsten Voraussetzungen über den illegalen Drogenverkauf eine minimale Existenz für sich und insbesondere für verarmte Angehörige in Herkunftsländern zu sichern. Eine sehr traurige Konsequenz einer andauernden kolonialen Katastrophe – denn um Existenzgrundlagen zu Hause im globalen Süden zu retten, bedürfte es kompromissloser, sofortiger weitgreifender Welthandelsrevisionen und ein weitgreifendes Arbeitsrecht für Geflüchtete und Migrant*innen. Die Klimakrise wird gewaltige Wanderbewegungen schaffen, es ist gegen die Menschenrechte, die Regulation von Welthandel zu unterlassen und Restriktionen für Flucht und Migration zu verschärfen.

In den Pyjamas von Studio Karfi lässt es sich daher weniger gut schlafen, als für Gerechtigkeit kämpfen.

Buona Notte? Buon Giorno!